Ada-Evangeliar - UNESCO Weltdokumentenerbe

Eine kostbare Handschrift

Um 800 ist sie entstanden und ein Hauptwerk der Hofschule Karls des Großen: Das kostbare Ada-Evangeliar lehrt uns viel über das Selbstverständnis Karls des Großen und seiner Zeit und ist gleichzeitig ein herausragendes Zeugnis der Buchmalerei.

Bis September 2023 kannst du das Ada-Evangeliar noch in der Schatzkammer der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier bewundern. Anschließend bleibt „nur“ noch der überaus kostbare Buchdeckel in seiner Vitrine. Die Handschrift selbst muss aus konservatorischen Gründen zunächst wieder unter Verschluss. Sie bleibt aber digital in der Ausstellung verfügbar.

In der Nachbarvitrine siehst du ein weiteres UNESCO-Weltdokumentenerbe: den berühmten Egbert-Codex.

Warum zählt die UNESCO das Ada-Evangeliar zum Weltdokumentenerbe?

Dokumentarische Zeugnisse von außergewöhnlichem Wert für die Menschheitsgeschichte nimmt die UNESCO-Kommission in die Liste des UNESCO-Weltdokumentenerbes auf.

Einen solchen außergewöhnlichen Wert besitzt das Trierer Ada-Evangeliar. Es gilt als Hauptwerk einer kleinen, aber sehr bedeutenden Gruppe von prächtigen Handschriften, die unter dem Namen „Hofschule Karls des Großen“ zusammengefasst werden. Alle diese Handschriften gemeinsam wurden im Mai 2023 zum UNESCO-Weltdokumentenerbe erklärt. Auf einzigartige Weise zeugen sie vom politischen, kulturellen und kirchlichen Selbstverständnis der karolingischen Epoche.

Das Ada-Evangeliar als Leithandschrift enthält vier Evangelien in lateinischer Sprache, zweispaltig ganz in Gold geschrieben und mit kostbaren Rahmungen ausgestattet. Weltberühmt sind die vier ganzseitigen Porträtdarstellungen der Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, denn sie zeigen die Hofschule Karls des Großen auf dem Höhepunkt ihrer Kunstentfaltung.
 

Karl der Große als Nachfolger Konstantin des Großen

Was macht Karl der Große (747 – 814) so besonders? Er war nicht nur ein fränkischer König, dessen Reich nach siegreichen Kriegszügen weite Teile Westeuropas umfasste und von der Elbe bis zum Elbro in Spanien reichte. Nach der Absetzung des letzten weströmischen Kaisers 476 durch Odoaker war er der erste Herrscher, der wieder die Kaiserwürde erlangte. Stolz ließ er sich am Hof von Aachen als „neuen Konstantin“ betiteln. Kaiser Konstantin der Große residierte als weströmischer Kaiser in Trier. Die imposante Konstantin-Basilikawar sein Thronsaal. Du musst sie dir ansehen!

Goldener Buchdeckel einer kostbaren Handschrift mit Verzierungen

Karl der Große trieb mit großem Ehrgeiz eine Erneuerung des fränkischen Reiches voran, die sich nicht nur auf Recht und Verwaltung konzentrierte, sondern auch die Wissenschaften, die Kunst und die christliche Religion umfasste. Besondere Bedeutung maß er dabei dem Erbe der Antike zu. Die Ada-Handschrift nimmt klar und deutlich Bezug auf die römische Architektur und Kunst. Auf diese Weise spiegelt sie der Herrschaftsanspruch Karls als rechtmäßiger Nachfolger der weströmischen Kaiser wider. Sieh dir auch den spätantiken Kameo mit Kaiser Konstantin und seiner Familie auf dem Buchdeckel an!

Um seine hochgesteckten Ziele zu erreichen, gründete Kaiser Karl der Große in seiner Lieblingspfalz in Aachen eine Hofschule und versammelte dort Gelehrte aus ganz Europa. Zu den Aufgaben dieser Hofschule gehörte die Produktion von kostbaren Handschriften, die nicht nur für den Kaiserhof bestimmt waren, sondern auch als kostbare Geschenke dienten, so wie das Ada-Evangeliar.
 

Wer war Ada?

Die Auftraggeberin der kostbaren Handschrift war eine Frau, von der nur der Name überliefert ist: Ada. Sie war vermutlich eine Verwandte oder enge Vertraute Karls des Großen. Dokumente über sie haben sich nicht erhalten, und der Name war nicht gerade selten. Also macht es wenig Sinn, über sie zu spekulieren.
 

Über die mächtige Trierer Abtei St. Maximin als Beschenkte

Vermutlich als Stiftung des Kaiserhauses gelangte die Ada-Handschrift in die Trierer Abtei St. Maximin. Das reiche Benediktinerkloster hatte bereits zahlreiche Güterschenkungen erhalten und war nicht nur von den Karolingern, sondern auch schon von merowingischen Herrschern begünstigt worden.

Wenn du an der Mosel unterwegs bist, findest du häufig historische Gebäude mit der Bezeichnung „Maximiner Hof“. Das waren alles Besitztümer der reichen Trierer Abtei!

Die Ursprünge von St. Maximin gehen auf frühchristliche Zeit zurück: Die Römer beerdigten ihre Verstorbenen vor den Toren der Stadt, darunter auch bedeutende christliche Persönlichkeiten. Vor der Porta Nigra befand sich ein Gräberfeld, auf dem Mitte des 4. Jahrhunderts ein Grabbau für die ersten Trierer Bischöfe Agritius, Maximin und Paulinus errichtet wurde. Aus diesem entstand später eine Kirche, dann im näheren Umfeld das Kloster St. Maximin, benannt nach Maximin, dem zweiten Trierer Bischof.

Der Grabbau steht schon lange nicht mehr, aber Mauern der ehemaligen Abteikirche von St. Maximin ruhen noch immer auf frühchristlichen Steinsarkophagen. Du kannst diese außergewöhnliche Ausgrabungsstätte im Rahmen einer Führung besichtigen.

Ansonsten ist von der einst eindrucksvollen Klosteranlage recht wenig übriggeblieben. Die sterblichen Überreste des Bischofs Paulinus ruhen schon lange in der nahen Barockkirche St. Paulin, die nach den Plänen des berühmten Architekten Balthasar Neumann errichtet wurde und wirklich eindrucksvoll ist. Sieh sie dir unbedingt an!

Der Legende nach geht die Gründung der Abtei St. Maximin auf eine Stiftung der Hl. Helena zurück, der Mutter des römischen Kaisers Konstantin. Das Grab seines Vaters Constantius Chlorus soll sich ebenfalls auf dem Gräberfeld vor der Porta Nigra befunden haben.

Der kostbare vergoldete Buchdeckel des Ada-Evangeliars wird von einem spätantiken Kameo – einem geschliffenen Stein - geziert, der Kaiser Konstantin mit seiner Mutter Helena und seiner Familie zeigt. Damit versinnbildlicht er zum einen den Herrschaftsanspruch Karls des Großen als „neuen Konstantin“, zum anderen erinnert er an die Gründungslegende der mächtigen Abtei St. Maximin. Auch wenn der Buchdeckel 1499 erneuert wurde, so stammt der Stein höchstwahrscheinlich vom Original der Entstehungszeit des Evangeliars.

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