- Trier
Sehenswürdigkeit
Zeige, was Du hast – nach diesem altbewährten Grundsatz handelte auch die Familie, die um 1230 ihr Wohnhaus in der heutigen Simeonstraße errichtete. Während das von der Hauptstraße kaum einzusehende Nebengebäude eher zweckmäßig gehalten wurde, trumpfte die Schaufassade mit üppiger Farbgestaltung auf, mit weißem Verputz, großen Doppelfenstern und gemusterten Rundbogenfriesen.
Schließlich sollte jeder sehen, dass man wusste, was damals architektonisch en vogue war: Erst knapp 30 Jahre zuvor hatten die Kreuzfahrer des 4. Kreuzzugs Konstantinopel erobert und die Pracht des Ostens als räuberisches Andenken mit nach Hause genommen. Insbesondere über venezianische Kunsthändler kamen die wertvollsten, byzantinischen Schätze in den Westen und wussten dort die Begüterten mit ihrer Üppigkeit und ihrer sowohl gold- wie farblastigen Formensprache zu begeistern. Wer das nötige Kleingeld besaß, versuchte diese Sprache zumindest im Kleinen zu imitieren, und so hat das Dreikönigenhaus, das seinen Namen erst in der Frühen Neuzeit durch ein entsprechendes Gemälde im Innenraum erhielt, kaum noch etwas mit den vergleichsweise schlichten, romanischen Wohntürmen gemein, die ansonsten in der Stadt zu finden waren.
Lediglich die im ersten Stock platzierte Tür erinnert noch an ihre Vorgänger. Nostalgisch nimmt sie Bezug auf die unsicheren Zeiten nach der weitgehenden Zerstörung der antiken Stadtmauer, als man aus Furcht vor Angriffen die eigenen vier Wände noch durch eine mobile und leicht zu entfernende Holzleiter zu schützen versuchte. Notwendig war sie jedoch nicht mehr. Denn als das Dreikönigenhaus errichtet wurde, war die mittelalterliche Stadtmauer bereits so gut wie fertig. Aber man zeigt eben nicht nur, was man finanziell, sondern auch, was man intellektuell auf der Haben-Seite verbuchen kann.