- Trier
Sehenswürdigkeit
Wer sich im Mittelalter über die gute alte Zeit informieren wollte, musste nur durch die Straßen Triers laufen. Denn die Menschen der damaligen Zeit gingen mit ihrem historischen Erbe äußerst pragmatisch um: Gebäude, die nicht weiter verwendet werden konnten, mussten als Steinbruch für neue Bauten dienen. Und so wurden auch viele der festigungsartigen Wohntürme, die im 11. und 12. Jahrhundert in der Innenstadt aus dem Boden schossen, vielfach mit altem römischem Steinmaterial gebaut, das noch allerorten zu finden war. Nur wenige dieser Türme haben sich bis heute erhalten – der Frankenturm, benannt nach einem seiner Bewohner aus dem 14. Jahrhundert, Franco von Senheim, ist einer davon und zugleich der am besten erhaltene. Auch in seinen Mauern haben antike Steine die Zeit überdauert. Am augenfälligsten ist das an einem Türsturz an der Ostseite, wo ein römischer Grabstein in eine halbrunde Form geschlagen und auf dem Kopf stehend verbaut wurde.
Die schmucklose Fassade und der zinnenbesetzte Mauerkranz deuten schon an, dass die Erbauer des Turms ihre Sicherheit lieber in die eigenen Hände nehmen wollten. Tatsächlich war die antike Stadtmauer weitgehend zerstört, die mittelalterliche Stadtmauer hingegen noch nicht fertiggestellt worden. Grund genug also, mit kleinen Fenstern und trutzigen Mauern die eigene Wehrhaftigkeit unter Beweis zu stellen. Zusätzlich befand sich die Eingangstür im ersten Stock der Ostseite und konnte nur durch eine hochklappbare Holztreppe erreicht werden. Im Falle eines Angriffs standen die uneingeladenen Gäste daher vor einer festen Mauer und konnten nicht hinein. Im Erdgeschoss wurde erst im 19. Jahrhundert eine Tür angelegt. Gott sei Dank, denn der Turm kann heute für Feierlichkeiten angemietet werden. Nicht auszudenken, welche Verletzungsgefahr ohne die modernen Einbauten zu befürchten wären.
Da der Frankenturm als Veranstaltungslocation genutzt wird, sind Besichtigungen nur innerhalb von Führungen möglich.