- Igel
Römische Stätte, UNESCO-Welterbe
Im Leben eines reichen Römers war für Demut nur selten Platz. Vor allem dann nicht, wenn es um das eigene Nachleben ging. Sicher, man residierte nicht auf dem Olymp, hatte sich aber doch auf Erden einen gewissen Wohlstand und Status erarbeitet. Da verbot es die eigene Eitelkeit, diese Stellung nach dem eigenen Tod ebenfalls zu Grabe getragen zu wissen. Und so investierte der Familienvorstand der Secundinier ein schier unglaubliches Vermögen, um sich und seinen noch lebenden oder bereits verstorbenen Familienmitgliedern ein Grabmal der Luxusklasse und eine Art Werbesäule für ihre Verdienste zu errichten: die Igeler Säule, mit 23 Metern der größte erhaltene Grabstein nördlich der Alpen.
In Farbe gefasst, mit prachtvollen Reliefs auf allen vier Seiten und mit Göttervater Jupiter als Adler auf der Spitze zeigte das Monument schon von weitem, dass hier keine gewöhnliche, sondern eine reiche Tuchhändler-Familie begraben war. Das begeisterte 1792 auch Johann Wolfgang von Goethe: „Vielleicht war die Macht des Altertums nie so gefühlt worden als an diesem Kontrast: ein Monument, zwar auch kriegerischer Zeiten, aber doch glücklicher, siegreicher Tage und eines dauernden Wohlbefindens rühriger Menschen in dieser Gegend.“
Dieses Wohlbefinden zeigt das Grabmal bis heute: In der kleinen Gemeinde Igel, rund zehn Kilometer von Trier entfernt in Richtung Luxemburg und nahe des Moselradwegs, steht die Igeler Säule noch immer in situ, wie die Archäologen sagen, also am ursprünglichen Standort. Früher hielt man sie für den Grabstein der Familie Konstantins des Großen und riss sie deshalb nicht, wie so viele andere Grabmäler, ab. Diese Theorie hat sich zwar als falsch herausgestellt. Einer anderen Theorie, wonach sich der Name „Igel“ von dem Adler („aquila“) auf der Spitze der markanten Säule ableitet, glaubt man aber bis heute. Und damit haben die Secundinier der Nachwelt doch durchaus ihren Stempel aufgedrückt.
Die Igeler Säule ist frei zugänglich.