Kreative Köpfe

Bekannte Kulturschaffende von der Mosel

Davon gibt es sicher einige. Aber wir wollen dir zwei ausführlicher vorstellen. Ihre Werke findest du vielleicht sogar in deiner näheren Umgebung, denn sie sind auf internationalem Parkett zuhause. Die folgenden beiden Interviews führte die Journalistin Claudia List.

Die kreativen Köpfe der Mosel

„Traumhafte Mosaike und schöne Plätze“: Der Künstler Bodo Korsig

Wenn Bodo Korsig nicht gerade in der weiten Welt unterwegs ist, um seine Zeichnungen, Druckgrafiken, Objekte und Videoinstallationen zu zeigen, lebt er in Trier und lehrt dort an der Europäischen Akademie für Kunst.

Personengruppe vor von Projektor angestrahlter Leinwand im Gespräch

Der Domfreihof mit seinen Kulturdenkmälern gehört zu den Plätzen, die der Künstler Bodo Korsig in Trier besonders schätzt. Das ehemalige Fischerdorf Zurlauben zählt ebenfalls dazu mit seinen vielen Lokalen am Ufer der Mosel. Und natürlich die Kunsthalle und die Europäische Kunstakademie (EKA), die in einem ehemaligen Schlachthof aus dem Jahr 1893 untergebracht ist: „Ein außergewöhnlicher Ort“, sagt Bodo Korsig, „dort gibt es sogar sechs Meter lange Oberlichter.“ Eine Besonderheit, die einem bildenden Künstler wie ihm natürlich auffällt.

Die Kunstakademie war es auch, die Bodo Korsig nach Trier geführt hat: Seit 1992 lehrt er dort als Dozent für Holzschnitt und Druckgrafik.  Er wurde 1962 in Zwickau geboren und studierte in den 1980er-Jahren Bildhauerei an der Fachschule für Werbung und Gestaltung FWG in Berlin. Seit den 1990er-Jahren stellt er seine Werke in Galerien und Museen aus. Durch seine großformatigen Holzschnitte wurde er bekannt. Zahlreiche Stipendien im In- und Ausland und auch viele Preise für seine Werke folgten. Er hat außerdem Bühnenbilder und etliche Künstlerbücher mit hochkarätigen Autoren gestaltet, wie Paul Auster und der Pulitzer-Preisträger John Ashbery.

Mann vor durch Projektor angestrahlten Leinwand

Zu seinem Werk gehören neben Druckgrafiken und Wandobjekten auch Videoinstallationen. „Ich arbeite mit begehbaren Räumen“, erklärt er, „sie machen ein Thema, wie beispielsweise Angst, besser erfahrbar als ein zweidimensionales Objekt.“ Überhaupt nutzt er ganz verschiedene Techniken und Materialen: „Wie ein Kind im Sandkasten darf man auch als bildender Künstler alles Mögliche ausprobieren, das ist toll!“

Er lebte in Berlin, bevor er an die Mosel kam. Am Anfang fremdelte er ein wenig mit der deutlich kleineren Stadt Trier. Doch mittlerweile hat er sie zu schätzen gelernt. Die antiken Ruinen sind etwas Besonderes „und die traumhaften Mosaike im Landesmuseum, die Weltqualität haben.“ Er lobt das gute Essen, die guten Weine und die schöne Landschaft, in die man schnell eintauchen kann. Generell findet er die kurzen Wege gut, nur fünf Minuten braucht er in sein Studio.

Ansicht auf die Fassade der Galerie Netzwerk.

Nicht weit ist es auch von seiner Wohnung in die Neustraße mit ihren Cafés, Läden und der Galerie Netzwerk. Bettina Ghasempoor und ihr Partner Marc Kalbusch haben dort ein altes Haus gekauft, saniert und für die Kunst geöffnet. Nicht als kommerzielle Galerie, sondern als Ausstellungsort für Künstler der Region.  „Wir sind ein offener Begegnungsraum für Mensch und Kultur“, sagt Ghasempoor. Deshalb steht ihr Garten allen Besuchern offen. Und manchmal schaut auch der mit dem Paar befreundete Bodo Korsig vorbei. Wenn er nicht gerade im Ausland unterwegs ist. Bodo Korsig hat auch viele Freunde und Kollegen in aller Welt. Oft fragen sie ihn, was er denn in einer Stadt wie Trier verloren hat. „Wenn sie einmal bei mir zu Besuch waren“, sagt er, „verstehen sie es.“

Magische Momente in der Liebfrauenkirche: Komponist Christian Jost

Christian Jost ist ein gefragter Komponist und Dirigent. Er lebt in Berlin, doch regelmäßig besucht er seine Heimatstadt Trier, in der die Weichen für seinen Beruf gestellt wurden.

Das Licht fällt durch die großen Fenster und malt bunte Farbtupfer in den großen Kirchenraum. Meterhohe Säulen tragen die einzigartige gotische Basilika: Die Liebfrauenkirche in Trier zählt zum Weltkulturerbe und ist ein Bauwerk, das die Menschen beeindruckt. So erging es auch Christian Jost. Er wurde 1963 in Trier geboren und hat während seiner Kindheit und Jugend diese jahrhundertealten Mauern oft besucht. „Die magische Spiritualität der Liebfrauenkirche hat mich als Kind sehr beeindruckt“, sagt Christian Jost, „und die damaligen Erfahrungen sind sicherlich auch ein Grund dafür, warum ich mich entschieden habe, Opern zu komponieren.“ Dabei lag der magische Moment für ihn in der Architektur selbst, der leeren Kirche als spirituellem Raum. „Das hat sich bis heute gehalten: Nach der Vorstellung gehe ich alleine über die Bühne und spüre dem nach, was vorher passiert ist. Das ist für mich der schönste Moment in der Oper.“ 

Auch das Stadttheater hat ihn schon als Kind fasziniert. Sein Vater, der in Trier Architekt und politisch engagiert war, hatte sich für einen Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Hauses eingesetzt. Christian Josts Eltern waren rege Theater-, Opern- und Konzertbesucher. „Sie hatten ein Abonnement“, erzählt Jost, „und ich konnte es kaum erwarten, bis ich alt genug war, um mitgehen zu dürfen.“ Das erste Musiktheaterstück, das er dort hörte, war Franz Lehárs „Land des Lächelns“. So wurde sein Traum endlich erfüllt, „aber die Welt, die mir darin vermittelt wurde, hat meine Sehnsucht noch verstärkt.“ In den folgenden Jahren hat Christian Jost dort viele Opern, Operetten, Schauspiele und Konzerte besucht. „Von meiner großen Repertoirekenntnis profitiere ich heute noch“, sagt er.
 

 
Mit 17 Jahren hat er als Ballettrepetitor am Theater gearbeitet und die Tänzer beim Training und den Proben am Klavier begleitet. Mit 19 ging er nach Köln, studierte dort und auch in San Francisco Komposition, Werkanalyse und Dirigieren. Anschließend kehrte er nach Köln zurück, „um in der klassischen Musikszene Fuß zu fassen“. Er erhielt verschiedene Stipendien, wurde auch vom rheinland-pfälzischen Kultusministerium mit einem Kompositionsauftrag gefördert. „Mein Heimat-Bundesland hat meine ersten Karriereschritte tatkräftig unterstützt“, sagt er.

Mit „Magma“, einem Auftragswerk für das Orchester des Staatstheaters Darmstadt, erregte er 1992 erstmals Aufsehen. Seitdem hat er zehn große Opern geschrieben, außerdem Ballettmusik, Kammermusik- und Konzertwerke. Er wurde mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet und zählt zu den erfolgreichsten Komponisten seiner Generation. Seine Werke sind an renommierten Häusern im In- und Ausland zwischen Shanghai, Wien und Antwerpen zu hören.

Seit 1998 lebt er in Berlin, wo er auch mehrfach von den Berliner Philharmonikern und dem Konzerthausorchester beauftragt wurde. Allerdings war er beruflich ständig auf Achse und konnte seine Mutter in Trier nicht so häufig besuchen. Das änderte sich mit der Coronakrise, als er mit einem Mal so viel Zeit wie nie hatte. Er verbrachte viel Zeit in seiner Heimatstadt – und hat dabei entdeckt, wie viel Schönes direkt vor der Haustür liegt. Dazu gehören auch die Weingüter, für die er sich besonders interessiert: „Ich habe schon immer den Geschmack des Moselrieslings geliebt!“ Als begeisterter Radfahrer fuhr er außerdem die Täler von Mosel, Saar und Ruwer ab. „Ein Flusslauf ist schöner als der andere“, schwärmt er, „meine Verbundenheit zu dieser Landschaft ist dabei ganz neu erwacht.“

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